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Abt Siegfried II
Gerlacher (1400-1427)
Da Abt Albrecht Hack von
Wöllstein resigniert hatte,
wurde sein Nachfolger Siegfried Gerlacher nicht vom Konvent gewählt
sondern durch päpstliche Provision am 11. Juni 1400 ernannt.
Die Besetzung mit dem Reformabt geschah wohl auf Wunsch des Schirmherrn Graf
Eberhard dem Milden von Württemberg.
Siegfried Gerlacher war der einzige bürgerliche Abt
in der Geschichte der Abtei Ellwangen. Abt Siegfried war außerdem
erster württembergischer Landesprälat und gräflicher
Rat und somit einer der wichtigsten Berater Graf Eberhard des Milden.
Er stammte anscheinend aus dem Raum Donauwörth.
Dort lebte eine Familie Gerlacher deren Mitglieder in der Geschichte
des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts einige Spuren hinterließen.
Im Jahre 1417 war Abt Siegfried II. Schiedsrichter in einem
Streit zwischen der Stadt Donauwörth und Herzog
Ludwig von Baiern der seine Ansprüche auf die Stadt durchsetzen
wollte.
Abt Siegfried hatte in der Abtei Ellwangen einen schweren
Stand. Nicht nur die Mönche störte die nichtadelige Abstammung
des Abtes, auch die weltlichen Lehensträger des Klosters wollten
keine Lehen von ihm entgegennehmen.
Die Abkehr der Mönche von der Mönchsregel, der Regula Benedicti,
war einer der Gründe für die finanziellen
Schwierigkeiten fast aller Klöster des Spätmittelalters.
Das bis ins 13. Jahrhundert streng bewahrte Armutsgebot der adeligen
Mönche wurde weitgehend aufgehoben. In den Klöstern - auch
in Ellwangen – wurde persönlicher Besitz zugelassen. Die
Aufteilung des Konventvermögens auf die einzelnen Mitglieder
war der entscheidende Grund dafür, dass die Verschuldung des
Klosters weiter anstieg.
Die Ellwanger Mönche kleideten sich in kostbare Gewänder,
aßen Fleisch, tranken Alkohol und vernachlässigten die
vorgeschriebenen Gottesdienste. Die Mönche wollten ihr adeliges
Leben auch im Kloster fortführen.
Abt Siegfrieds wichtigstes Ziel war, das wirtschaftlich und
moralisch heruntergekommene Kloster Ellwangen zu reformieren. Er
war im frühen 15. Jahrhundert einer der wichtigsten Vertreter
der benediktinischen Klosterreformation in Schwaben.
Die Liste der 15 Handschriften die er beim Kloster
Reichenau auslieh enthält auch Themen zur staatlichen Rechtswissenschaft.
Sie dokumentiert Gerlachers juristische Kenntnisse.
Trotz der herausragenden Persönlichkeit Siegfried Gerlachers
gelang eine Neubelebung des Klostergedankens in Ellwangen nicht. |
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